Als studierte Regisseurin und Theaterpädagogin absolvierte Marcela Herrera 2019 die berufsbegleitende Weiterbildung zur Friedens- und Konfliktberaterin. Heute arbeitet sie für das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und vernetzt junge Stipendiat*innen aus aller Welt mit deutschen Organisationen. Der lang ersehnte Wunsch, in einem Friedensprojekt in Lateinamerika zu arbeiten, wächst weiter. Sobald das mit der Familie umsetzbar ist, will sie diesen Schritt gehen.
Dass sie jetzt beim ifa arbeitet, betrachtet Marcela als „Meilenstein“. Das habe nur die Weiterbildung ermöglicht, von der sie auch im beruflichen Alltag profitiert: „Auch jetzt muss ich mir Workshops überlegen, einen Rahmen schaffen, in dem Leute aus ganz unterschiedlichen Kontinenten und mit beruflichen Hintergründen, unterschiedlichen Alters, einander begegnen und ins Gespräch kommen können“. Die Weiterbildung hilft ihr auch heute zu verstehen, wie Gruppendynamik funktioniert und welchen Stellenwert gewaltfreie Kommunikation einnimmt.
Akteure identifizieren und miteinander in Verbindung zu setzen, das war ihr immer ein Anliegen. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Hildesheim war Marcela lange Zeit am Theater und in Kultureinrichtungen tätig. Mit Schulen, Kindergärten und Mehrgenerationenprojekten arbeitete sie stadtteilübergreifend zusammen, um den interkulturellen Dialog zwischen Gruppen zu fördern, die wenig miteinander kommunizieren. „Mir liegt besonders die Arbeit mit Leuten am Herzen, die vielleicht keine Profis sind, die aber ein wichtiges Anliegen haben und wollen, dass es in ihrem Stadtteil friedlicher zugeht“, erzählt sie. Ihr war es wichtig, dass auf diese Weise Lebenswelten geteilt und Unterschiede verstanden werden können. Für Marcela kann dadurch Demokratie gefördert werden: „Wenn Beziehungsgeflechte weit und vielfältig sind, dann hast du eine bessere Demokratie. Mehr Menschen sind beteiligt, die Kommunikation fließt mehr. Diese Beziehungsgeflechte zu vertiefen und das Kapital, das nur bei wenigen ist, zu erweitern – das ist eine wichtige Aufgabe“.
Die Weiterbildung war auch eine ganz persönliche Herausforderung. Dadurch konnte ich auch sehen, wo meine Stärken liegen.
Dass ihr die Arbeit am Theater nicht ausreichte, weil sie sehr hierarchisch und patriarchal organisiert war, stellte sie immer wieder fest. Teilweise ließ sie diese Tätigkeit ganz fallen. Heute sagt sie: „Ich konnte mich damit nur noch schwer identifizieren“. Durch die Arbeit beim Kulturamt und schließlich die Weiterbildung gewann sie aber wieder Freude daran, denn auch Theater findet in der Weiterbildung als Methode der Friedens- und Konfliktarbeit Raum.
In der Weiterbildung fand Marcela insbesondere die Kombination aus Wissenschaft, Reflexion und Praxis interessant. Die Einheiten zu Projektmanagement, Evaluation, Organisationsentwicklung und Strategiebildung halfen ihr, das, was sie zuvor aus dem Bauch heraus getan hatte, zu reflektieren. Die Weiterbildungsgruppe bestand aus unterschiedlichsten Menschen, Aktivist*innen oder in der Wissenschaft tätige Personen, das habe den Austausch besonders anregend gemacht, berichtet sie. „Jeder ist heute so in seiner Bubble und wir merken nicht, neben wem wir laufen. Wenn man sich aber in die Augen sehen kann, dann keimt Hoffnung auf.“